Montag, 9. April 2018

Frau oder Mann oder beides oder alles... ?

... und warum ist das überhaupt wichtig?



➤ Ordne folgende Attribute zu:

1. sensibel, mitfühlend, aufmerksam, introvertiert, gefühlsbetont, schwach, zärtlich

2. kämpferisch, hart, extrovertiert, temperamentvoll, besitzergreifend, stark, zielstrebig

Mann oder Frau, weibliche oder männliche Attribute?



Ich könnte wetten, das Punkt 1 als weibliche, Punkt 2 als männliche Charaktereigenschaften gewählt werden.

Sehe Punkt 1 als männliche Attribute: Männer sind sehr empfindsame Wesen, die ihren Kummer und Schmerz nach innen kehren, damit sie nach Außen hin stark, unnahbar, unverwundbar erscheinen. Punkt 2 ist eindeutig eine weibliche Charakterisierung, denn Frauen müssen sich durchsetzen können, müssen für ihren Nachwuchs kämpfen und tragen ihr Herz auf der Zunge - wie auch ihre Gefühle gerne mal überbrodeln: sei es stürmische Freude, unendliche Traurigkeit oder unzähmbare Wut, während die Männer sich manchmal lieber an ihren Emotionen verschlucken, als frei heraus zu sagen (oder zu schreien 😉), was sie empfinden.


Warum?


Wir bekommen unser Geschlecht schon in die Wiege gelegt: Mädchen kleidet man in rosa Klamotten, Jungs in Hellblau. Mädchen kriegen Puppen zum Spielen, Jungs Autos. Jungs dürfen draußen rumtoben, auf Bäume klettern, Fußball spielen, und es macht auch nichts, wenn sie sich mal prügeln. Mädchen sollen sicher und wohlbehütet lieber drinnen spielen, damit ihnen nichts passiert und sie sich keine wunden Knie holen. Und wenn sich ein Mädchen mal prügelt, dann heißt es: "du bist doch kein Junge!"

Das Ei nach der Befruchtung ist weiblich. Männer - das sogenannte "starke Geschlecht" - müssen sich schon in diesem Zeitraum ihr Lebensrecht erkämpfen, um überhaupt männlich zu werden. Wird also das "Y"-Chromosom vom Ei nicht aufgenommen, bleibt das Ei weiblich. Der Überlebenskampf ist den Männern von Natur aus also zueigen.

Doch betrachtet man das aus anderer Perspektive, komme ich zu der Erkenntnis: jeder ist alles, oder keiner ist etwas Bestimmtes! Wie die Gene auch immer sein mögen, charakterliche Attribute entstehen im Laufe der Zeit - wollen aber von Eltern gerne früh anerzogen werden.
➤ Ein schwacher Mann ist natürlich ein "Weichei", und eine strake Frau ist immer eine "Emanze". Emotional und sensibel als Mann veranlagt zu sein ist hart, und wird von der Gesellschaft nicht gern gesehen, auch wenn Frauen sich einen Partner wünschen, der ihnen zuhört, zärtlich ist und sich in sie hineinfühlen/-denken kann. Doch weint der Mann bei Liebesschnulzen oder sentimentalen Songs, hat er gleich den Stempel "Schlappschwanz" weg. Und sitzt eine Frau mit unbewegter Miene oder sagt sogar "was ein Blödsinn" bei einem Film wie z. B.  'Titanic', dann ist sie hartherzig oder hat keinen Sinn für Romantik. Und das mag die Gesellschaft auch nicht, denn so sind wir erzogen: Frauen sollen diejenigen sein, die sich fallenlassen können und schwach sein dürfen, während Männer grobe und immer leicht egoistische Züge verpasst bekommen, damit man nicht aus seinem Schubladen-Denken abweichen muss.


Und was ist jetzt mit allen anderen Geschlechtern bzw. sexuellen Orientierungen? 


Was ist, wenn ich mit weiblichem Geschlecht geboren bin, wenn ich auch als Mädchen erzogen werde, aber trotzdem bin ich männlichen Geschlechts? Oder ich werde als Mann geboren, fühle mich innerlich weiblich, und liebe Männer. Oder ich liebe Männer und Frauen? Oder ich liebe alle Geschlechter? Was bin ich dann, rosa Klamotten hin oder her? Und warum ist das überhaupt so wichtig? Warum juckt es irgendwen, was oder wer ich bin, wenn ich glücklich bin, so wie es ist? Ich meine, die meisten Menschen der Welt kenne ich doch gar nicht, und sie mich ebensowenig, und die Chance, das ich jeden einzelnen je treffen werde... naja, siehste, total abwegig!

Und dennoch ist es der Gesellschaft wichtig zu wissen, was wer ist oder wer wer ist. Wozu sollte mich persönlich das jucken, wer wen liebt, solange es wahre Liebe ist? Solange es keine Perversion ist, nichts, das ein Lebewesen verletzt oder gegen seinen Willen zu etwas zwingt? Ich spreche von Liebe, nicht von krankhaften Neigungen, von Liebe zu einem oder mehreren Geschlechtern.

Warum verziehen die Leute (vor allem die, die ich von früher kenne) ganz erstaunt das Gesicht (und tuscheln "ganz unauffällig" auf öffentlichen Plattfromen darüber), wenn ich sage: "Ich bin wahrscheinlich ein Mann, aber ich bin pansexuell." Waaaas? Und was ist das?
  Also warum fühle ich mich so, resp. warum glaube ich, das ich es bin? Und wieso fühle ich mich im weiblichen Körper so, wie ich mich fühle: mal ganz gut, ist ja mein Körper den ich seit jeher kenne, aber eigentlich hätte ich doch lieber einen Penis, dann wäre ich glücklich. Oder auch beide Geschlechter...
  Und woher will ich wissen, das ich nicht einfach bisexuell bin? Wieso pan?

Ich kann die letzte Frage sehr leicht für mich beantworten: Geschlechter interessieren mich nicht, es ist die Liebe, die ich empfinde. Es ist mir gleich, ob wer männlich oder weiblich oder beides oder trans* ist. Es geht mir nicht um die Äußerlichkeiten, also ob Wiener oder Pussy. Es geht mir um den Menschen, um die Seele in diesem Körper, um den Geist und das Herz.

Ich gestehe, das ich mich zu Männern hingezogen fühle. Jedenfalls zum männlichen Körper. Aber ich selber bin meiner eigenen Empfindung nach ein Mann. Ich bin keine Frau in gesellschaftlichem Sinne, das war ich nie und will ich nie sein. Auch wenn mir der Sex mit Männern in meinem weiblichen Körper Spaß macht und durchaus auch äußerst befriedigend und wundervoll ist, so habe ich mich selten wirklich einheitlich (Körper , Geist & Seele) als Frau gefühlt. Und das ich lieber ein Junge sein will, war mir ja mit zehn oder elf Jahren schon klar. Hang zu Frauen hatte ich nie, abgesehen von einer Handvoll, die ich liebte.

  Da war zum Beispiel Ute, nicht meine erste weibliche Liebe. Das war Manuela, mit der ich zu Grundschulzeiten befreundet war. Ich war zwar nicht verliebt in Manuela, aber wir haben dann doch auf die ein oder andere Weise Spaß zusammen gehabt - wobei ich den männlichen Part übernehmen durfte. Und dabei ging es um nichts Schmutziges, denn immerhin waren wir erst zwölf! Doch den ersten Zungenschlag hatte ich mit ihr...
  Zurück zu Ute: mit ihr arbeitete ich mal zusammen, beides Aushilfen bei einem Schuhunternehmen, Akkordarbeit. Die Frau hat es mir gleich vom ersten Moment an angetan, lag wohl an ihrer echt seltsamen Art; mir immer wieder leicht psychopathisch erscheinend. Ich wusste nichts mit meinen Gefühlen anzufangen, aber mir war - trotz der miserablen seelischen Verfassung, die kurz nach unserem Kennenlernen einsetzte - schnell klar, das ich verknallt war. Mit der Zeit wurde unser Zusammensein für mich unerträglich, doch das alles hier zu erklären, würde am Thema vorbeilaufen. Jedenfalls sahen wir uns dann nicht mehr. Ich kam mit demjenigen zusammen, den ich dann auch heiratete (*hust* Scheißkerl *hust*) und habe ihm direkt zu Beginn unserer Beziehung erklärt, das ich noch in jemand anderen verliebt sei. Er schien offenkundig nichts dagegen einzuwenden zu haben, und so traf ich dann nach ca. einem halben Jahr Ute erneut wieder. Das ging nicht lange gut, mein seelischer Zustand verschlechterte sich wieder rapide. Ihre ganze Art - wegen der ich sie liebte - machte mich richtiggehend krank! Und anders als bei meinen männlichen Partnern schasste ich sie dann einfach. Ich brach jeglichen Kontakt ab und wollte ihr auch nie mehr über den Weg laufen.

Doch vergessen habe ich sie nie, meine schöne Ute.

Und es gab ja auch noch Steffie, die sanfte Prinzessin. Sie war schon ein Schwarm zu Beginn der 90er, eine Klassenkameradin. Zarte 17 Jahre jung, und ich wollte nichts mit ihr "anfangen". Ich war auch nicht richtig verliebt, doch ich fand sie einfach - ich formuliere es so: sie regte meine Fantasie dahingehend an, das ich einen kreativen Lauf bei Liebesgeschichten entwickelte. Liebesgeschichten, schmutziges Volk, nicht Sexromane! 😜 Ich hätte nie was bei ihr versucht, denn das wollte ich ja auch gar nicht. Ich himmelte sie einfach an, und empfand allein ihre Erscheinung, ihren Sanftmut und ihre Unschuld als inspirativ. Liebe also auf künstlerischer Ebene, nicht auf sexueller.

➤ Und dann gab es Sylvie. Die schönste Frau, die ich je kennenlernen durfte. Das wundervollste Geschöpf, das mir bis dato begegnet war! Dabei mochte ich sie anfangs gar nicht. Doch nach einiger Zeit waren wir unzertrennlich, die besten Freundinnen, als kennten wir uns schon hundert Jahre und länger! Erst mit den Monaten, in denen unsere Freundschaft wuchs und wuchs, wurde mir bewusst, das ich in sie verliebt war. Obwohl ich auch mit Männern zusammen war in dieser Zeit - allerdings nichts Festes. Ihr wisst schon: 'Girls just wanna have fun'! 😉 Und auch wenn ich stets auf der Suche nach Mr. Right war, so empfand ich damals tiefe Sehnsucht nach Sylvie. Ich wollte nicht mit ihr schlafen, mein Begehren lag in anderer Natur: ich wollte sie beschützen, wollte sie halten und küssen, sie streicheln und ihr immerzu in die Augen sehen. Ich wäre bis zum Horizont und weiter mit ihr gegangen, hätte sie mich gefragt...
Das war Liebe, das wusste ich damals und weiß es noch heute. Sie war unter den Frauen meine Große Liebe, und ich denke oft an sie und frage mich, was aus ihr geworden ist.
Ob ich es ihr gesagt habe? Ja, habe ich. Wir konnten über alles reden, und sie sagte damals zu mir:
"Ich bin eindeutig eine heterosexuelle Frau, und auch wenn ich dich liebe, liebe ich meinen Freund als sexuellen Partner. Aber dich liebe ich, weil ich deine Seele liebe und wir so zusammensein können."
Und das hat mir gereicht. Naja, fast jedenfalls. Sicher sehnte ich mich nach ein wenig mehr intimen Kontakt - Sex ohne Geschlechtsverkehr, kennt ihr das überhaupt? Ich meine nicht Petting und Fummeln bis der Arzt kommt. Ich spreche von Liebe. Ich habe mir gewünscht, das sie mich ebenso liebt wie ich sie, aber ich habe mich weder reingesteigert, noch sie bedrängt. Ich habe nur diese Sehnsucht in mir gehabt.


Und was bin ich nun? ⚧


Nur weil ich nicht mit jedem Geschlecht Erfahrungen in dieser Hinsicht gemacht habe (sprich weil ich noch nicht in jedes mögliche Geschlecht verliebt war), heißt das nicht, das ich mich hinsichtlich meines eigenen Geschlechts oder meiner sexuellen Orientierung in eine Schublade pressen lassen kann oder will. Ich bin nicht zu kategorisieren! Und so sind es viele Menschen nicht, und das ist gut so, das ist richtig und soll so sein. Wir sind keine Gegenstände, die man in "hell oder dunkel", "hart oder weich", "warm oder kalt", "süß oder sauer" oder "richtig und falsch" einteilen und in eine Kiste stecken kann, um uns dann irgendwo in einem Schrank ablegen zu können, damit man immer praktischen Zugriff auf jedwede Klassifizierungseigenschaft hat.

Ich bin einfach ich, und es sollte doch die Gesellschaft periphär tangieren, in welchem Körper meine Seele steckt, wie ich mich kleide, gehabe, gebärde, ausdrücke, formuliere und vor allem - und vor allem das! - wen ich liebe!

💝 Ich danke Arden für die Inspiration zu diesem Beitrag und vor allem für seine aufbauenden, motivierenden Worte, den Mut aufzubringen, meine Gedanken und Gefühle hier zu posten!
Thank you, Pony! 💘


3 Kommentare:

  1. Wow! Was ein Beitrag! 😍 Soda, das ist dein Masterpiece! Jedenfalls bis hierher... obwohl ich alle deine Posts genial finde, hast du dich hiermit noch selbst übertroffen. So viel Energie und Kraft, wie dich dieser Beitrag gekostet hat - und sieh, es hat sich gelohnt! Ich finde es grossartig, das du offen und ehrlich aussprichst, was du empfindest. Ich ziehe meinen Hut vor dir, wehrte Misses!

    Du sprichst nicht nur tief aus deiner Seele, sondern über das was du für dich schon immer gefühlt und akzeptiert hast: das du anders bist, als es die gesellschaftliche "Otto-Normalverbraucher"-Norm verlangt/erwartet. Wir hatten ja schon einige Male das Thema, das du dich immer als Aussenseiter gefühlt hast. Ich denke, das genau das dich zu diesem wundervollen Menschen geprägt hat, den ich so liebe und respektiere: das du einfach immer ehrlich zu dir selber warst, dir und anderen nie was vorgemacht hast, um im Mittelpunkt zu stehen, dich interessant zu machen oder auf Teufel komm raus akzeptiert zu werden.

    Ich kann von Glück sagen (und ich bin glücklich und dankbar dafür!) das ich in einer so liebevollen Familie grossgeworden bin, die nie einem von uns versucht hat etwas aufzuzwängen. Unsere Eltern haben uns einfach so geliebt, wie wir waren/sind, und haben jede Macke als Individualitätsmerkmal gelobt. Sie haben uns alle gefördert und unterstützt, und uns wurde nie erzählt, das "Männer stark sein müssen" oder "Frauen müssen so und so sein". Weisst ja, meine Ma ist die Rockerin mit derben Humor, und mein Dad der Althippie, der so weich und sanft ist, und der bei Nachrichten immer weint. Während unsere Ma immer wieder doch eher ein wenig rau erscheint, ist Dad das genaue Gegenteil. Das hat uns Kindern mit auf den Weg gegeben, das es egal ist, was die Gesellschaft denkt oder meint, sondern das es nur auf unsere eigene Persönlichkeit ankommt.

    So hab ich auch nie meine eigene Sexualität hinterfragt: ich hab mich immer als Junge/Mann gefühlt, fühl mich wohl in meinem Körper und fühle mich als Eins. Vollständigkeit kann ich persönlich aber nur erlangen, wenn ich eine weibliche Partnerin habe. Bin also eindeutig ein Hetero-Mann. Aber so wie ich meine eigene Einheit akzeptiert hab, hab ich auch immer alle anderen Menschen in ihren sexuellen Orientierungen (sprich auch alle Geschlechter) einfach akzeptiert und nie hinterfragt. Ich kann Intoleranz nicht nachvollziehen, und erst seitdem ich dich kenne haben sich mir diesbezüglich neue Sichtweisen eröffnet...

    Und eh ich jetzt noch seitenweise weiterschreibe, sage ich zum Abschluss nur noch: danke für deinen Beitrag! Chapeau! (Und mehr davon, viel mehr!) 💗

    Love ya, yours Pony 💘

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  2. Zu diesem Zeitpunkt kann ich nur sagen: danke, Pony, für Deine lieben Worte! Mein Herz schlägt gleich (noch) höher ob Deiner Worte! 💗 Ein echtes 'Kommi-Re:' werde ich die Tage verfassen, denn Deine Worte wirken in mir nach. Und Du weißt ja: ich bin ein Rosinenscheißerchen. 😉 Wirst Dich also noch gedulden müssen.^^

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    1. Nimm dir alle Zeit die du brauchst, Süße! Ich freu mich schon aufs Kommi-Re! 💖

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